Riesenschnauzer Gary vom Gutspark

Hundeerziehung für Eltern (Folge 156): Schönfüttern.

 

 

Mit Speck fängt man Mäuse. Wahlweise aber auch Hunde oder kleine Kinder. Ein Kapitel aus der Geschichte „Wie mein Hund mich auf die Kindererziehung vorbereitete“!

Unterhält man sich mit den Hardlinern der Hundeerziehung, sind Leckerchen oft eher verpönt. Erst recht, wenn sie dem Hund nicht als Belohnung für ein Verhalten, sondern schon vorher als Anreiz für ein zukünftiges Verhalten vor die Nase gehalten werden. Ute Berthold-Blaschke als bekennende Wattebäuschchen-Werferin unter den großen Hundetrainern Deutschlands dagegen hat mir vor Urzeiten einmal beigebracht, dass man dem Hund unangenehme Situationen durchaus „schönfüttern“ kann. Dass ich bis zu diesem Zeitpunkt nur Schönsaufen kannte, hatte mir in der Fortbildung damals einige Lacher eingebracht ... :-) Physiologisch-psychologisch gesehen macht Schönfüttern durchaus Sinn. Zumindest, wenn man gerne (fr)isst. Zum einen wird eine unangenehme Situation durch eine Leckerei „versüßt“, zum anderen hat das Kauen eine beruhigende Wirkung. Und mit der berühmt-berüchtigten Katerstimmung nach dem Schönsaufen ist auch nicht zu rechnen. Das Schnauzertier jedenfalls hat auf diese Weise dann gelernt, halbwegs freudig ins Auto zu hüpfen – eine Tätigkeit, die ihm von klein auf nicht sehr behagte, Springen war noch nie so sein Ding.

Nun aber zum Kind. Es hatte bisher eher wenige Haare auf dem Kopf. Aber nach zweieinhalb Jahren sind auch wenige Haare lang und nachdem erste eigene Schnittversuche recht deutlich zeigten, dass meine Begabungen an anderer Stelle zu finden sind, sollte ein Profi ran. Nur leider spielte das Kind nicht mit. „Fremde Hände an meinem Kopf? Niemals!“ schien es zu denken, auch wenn es das noch nicht so ausdrücken konnte. Die Mimik jedoch sagte alles: Immer, wenn es Papa quasi zur Eingewöhnung beim Friseurbesuch begleitete, zog es demonstrativ Mütze oder Kapuze auf – egal, wie warm es draußen war. Auch „Conni beim Frisör“ konnte das Kind nicht von der Sinnhaftigkeit unseres Vorhabens überzeugen.

Es war also an der Zeit, Mamas Trickkiste zu öffnen. Termin gemacht und dem Kind angekündigt. Kind gerät – erwartungsgemäß – in Panik. Mama stellt Kaubonbons in Aussicht. Kind guckt skeptisch. Echt jetzt? Süßigkeiten? Wirklich wahr? Kind ist einverstanden. Vorerst zumindest. Am Tag der Wahrheit ziehe ich dem Kind vorsichtshalber keinen Kapuzenpulli und auch keine Mütze auf. Das Kind bemerkt den Trick in dem Moment, als wir den Friseur betreten. 1:0 für Mama, denke ich, aber es behilft sich, in dem es einfach seine Hände auf den Kopf presst. Auch eine Strategie. Doch dann zücken die Friseurin und ich ungefähr zeitgleich unsere Geheimwaffen: Sie einen Lolli, ich die Kaubonbons. Nicht ganz glücklich über die Gesamtsituation, aber selig lutschend und kauend (und laut darüber lamentierend, dass auch Conni zum Friseur musste ...), ließ das Kind das Haareschneiden tatsächlich über sich ergehen, nur um im Anschluss unendlich stolz aus dem Laden zu stapfen und jedem von seinem Erlebnis zu erzählen. Ein Hoch auf zuckersüße Kaubonbons und klebrig-bunte Lollies am Stiel! :-)

(Die Geschichte könnte jetzt zu Ende sein. Wenn das Kind nicht so beeindruckt von seinem Friseurbesuch gewesen wäre, dass es sich im Anschluss selbst noch ein bisschen die Haare schneiden musste ...)

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